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Donnerstag, 25. August 2011

Sommerabend

In der Klinik sollten wir zu Edward Hoppers Bild "Sommerabend" eine Kurzgeschichte schreiben.


Unwirkliche Stille hängt über der Nacht.
Sie steht auf der Terrasse, von ihm abgewandt, er steht neben ihr. Bis jetzt war alles gut. Doch langsam legt sich diese zermürbende Stille über sie. Unüberwindbar.
Auf seine vielen Fragen hatte er nie Antworten erhalten.
Sie weint.
Er fragt, wieso.
Sie schweigt.
Er starrt in die Nacht.
Sterne durchhängen den Himmel, umwoben von einem Schleier der Grausamkeit. Er starrt. Sucht die Antwort dort oben, doch er findet nichts. Dort, zwischen der Unendlichkeit der Sterne. Sie seufzt und sagt: "In mir ist soviel Traurigkeit, du versteht das nicht. In mir schweigt es. Eine Totenstille, die sich in mir ausbreitet. Sie dehnt sich aus und dehnt sich aus, wie ein schwarzes Loch, das mich verschlingt."
Er wendet seinen Blick ab von den Sternen und sieht sie an. Er sieht ihr ins Gesicht, suchend, schaut ihr in die Augen, irgendetwas zu finden. Er sieht nur Leere. Langsam hebt er seine Hand und streicht ihr sanft über die Schulter. Es ist ein Streicheln des Vergessens. Sie blickt ihn an, spürt, dass er helfen will. Zwischen ihnen liegt Schweigen. Eine leichte Brise streicht durch die Veranda und die alten knorrigen Bäume im Garten. Die Frau dreht ihren Kopf weg. "Komm, wir gehen rein", sagt der Mann.
Die Bäume rauschen.
Unwirkliche Stille hängt über der Nacht.


copyright by Zitronenmädchen 2011

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